von siemens-plania zu dong xuan      2009                            


Im Frühjahr des Jahres 2007 begeben sich der Fotograf Holger Herschel und der Kameramann Peter Badel an einen Standort Ost-Berliner Industrie- und Theatergeschichte. Es handelt sich um das Betriebsgelände des ehemals Volkseigenen Betriebes (VEB) Elektrokohle Lichtenberg (EKL).

Vor den beiden Dokumentaristen liegt ein Ort des Umbruchs:

Nach der wende war es an der Herzbergstraße 128 – 139 bereits zu ersten Abrissarbeiten an Gebäuden und Industrieanlagen gekommen, die mit Einstellung der Produktion im Jahre 1997 weiter vorangetrieben wurden. Es sollte Raum für die Neuansiedlung mittelständischer Firmen und Betriebe geschaffen werden.

Seit 2005 ist auf dem südlichen Teil der Betriebsfläche ein asiatisches Kultur- und Handelszentrum entstanden, das in drei Großmarkthallen auf zirka 90 000 Quadratmetern neues Leben in die alten Strukturen bringt (eine vierte Halle befindet sich derzeit im Bau). Die Eindrücke der pulsierenden Geschäftigkeit im Dong Xuan Center – so der Name des Großmarktes, der deutliche Kontrast zu Bildern des im Umfeld ablesbaren Niedergangs einer Industriekultur – lassen Badel und Herschel beginnen, mit Kamera und Mikrofon in Gegenwart und Historie dieses speziellen Ortes vorzudringen.

Es entstehen Fotoserien, dokumentarische Filmsequenzen, O-Töne von Menschen und Begebenheiten. In Interviews erzählen Gewerbetreibende, Passanten und Zaungäste von ihren Alltagserfahrungen mit dem Wandel einer Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft und von gelebter Globalisierung.





















Der Ort der Dokumentation ist auch in anderer Hinsicht ein besonderer: In der Ofenhalle III der damaligen Sowjetischen Aktiengesellschaft (SAG) Siemens-Plania wirkte in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts der Ofenmaurer Hans Garbe. Garbe war Aktivist und avancierte zum „Helden der Arbeit“ in der frühen DDR. Sowohl Bertolt Brecht als auch Heiner Müller inspirierte die Figur des Hans Garbe zu Beiträgen jüngeren Theaterschaffens. Weitere Literatur ist bekannt von Eduard Claudius, Maximial Scheer oder Karl Grünberg.

Im Rahmen der Vorbereitungen einer Ausstellung zum Thema gelang es den Rechercheuren, mit der noch in Berlin lebenden Ehefrau Hans Garbes, Erika Garbe, Kontakt aufzunehmen. In einem ausgiebigen Interview gab die Witwe Auskunft über die damaligen Vorgänge und eröffnete dankenswerterweise Zugang zu historischen Dokumenten aus dem Nachlass. Neben dem zeitgenössischen Film- und Bildmaterial von Peter Badel und Holger Herschel kann dieses Material als ein wesentlicher Bestandteil der vorliegenden Doku-Collage eines Lichtenberger Standortes betrachtet werden.



















alle hier gezeigten fotos und reproduktionen: holger herschel, berlin



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von siemens-plania zu dong xuan     2009                            


eine ausstellung im stadthaus berlin-lichtenberg

zu einem industriestandort mit theatergeschichte.


kk-architekten entwickelten zusammen mit p.badel und h.herschel das ausstellungskonzept, stehen für planung und realisierung der ausstellung sowie den entwurf des grafikdesigns.





im verlag theater der zeit ist ein katalog zur ausstellung erschienen: ISBN 978-3-940737-57-1











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karl karau architekten